Orgel

Orgel 1992

Eine Orgel gibt es in der Meinolfuskirche bereits seit Beginn der 1960er Jahre. Ab 30. Januar 1961 erfolgt in St. Meinolfus der Einbau der Orgel durch die Firma Feith, Paderborn. Von den vorgesehenen zwei Manualen wird aus finanziellen Gründen zunächst nur ein Manual mit 6 Registern realisiert. Die neue Orgel wird im Rahmen einer kirchenmusikalischen Feierstunde am 12. Februar 1961 eingeweiht.

Auf Initiative des kirchenmusikalisch sehr engagierten Pfarrers Fritz Enste kommt es 1992 zu einer Erweiterung und Neuausrichtung des Instrumentes.

Pfarrer Enste schreibt 1992 dazu: „Bereits seit Jahren planten die Verantwortlichen die Innenrenovierung unserer vor 35 Jahren erbauten Pfarrkirche und eine seit langem notwendige farbliche Ausgestaltung der Fenster. Im Zusammenhang mit diesen Arbeiten waren ein Ausbau und eine vorübergehende Auslagerung der Orgel erforderlich. In bescheidenem Rahmen sollten dabei auch kleinere Änderungen vorgenommen werden: etwa eine · Erweiterung der Orgel um ein bis zwei Register, weil ohnehin technisch nicht mehr praktikabel erschien.

In einem entscheidenden Gespräch zwischen Prof. Ständer, Orgelbau- . meister Simon und mir wurde ein Konzept entwickelt, welches vorsah, unter Erhaltung des größten Teils der Orgelpfeifen sowie insbesondere auch des alten Spieltisches die Orgel optisch und klanglich neu zu gestalten. Im Hintergrund all unserer Überlegungen stand der Gedanke, der Gemeinde größere fmanzielle Belastungen zu ersparen. Daß wir nach unter diesem Aspekt erfolgter Restaurierung und Erweiterung trotzdem von einer »neuen Orgel« sprechen können, ist den Herren Simon und Ständer zu verdanken, denen es gelungen ist, mit relativ bescheidenem fmanziellem Aufwand ein wertvolles Musikinstrument zu erstellen, welches sich der Bezeichnung »Königin der Instrumente« würdig erweist.“.

Die Disposition der Orgel wurde vom Organisten, Komponisten sakraler Orgelmusik und Kirchenmusikdirektor Professor Hatto Ständer erstellt. Disposition nennt man die Aufstellung und Auswahl der Orgelregister und ihre Verteilung auf die einzelnen Werke der Orgel. Sie werden meistens vom Orgelsachverständigen in Zusammenarbeit mit dem Orgelbauer erstellt, wobei gewisse Gesetzmäßigkeiten erfüllt sein müssen.

In seinen Anmerkungen schreibt Professor Ständer: „Die Orgel der St. Meinolfus-Kirche besitzt drei verschiedene Werke. Zwei von ihnen - das Hauptwerk und das Schwellwerk - werden mit den Händen (lat. manus = die Hand), das Pedalwerk (pes = der Fuß) mit den Füßen gespielt.

Jede Orgelpfeife erzeugt nur einen Ton. Deshalb benötigt ein Manual mit 56 Tasten die gleiche Anzahl von Pfeifen. Eine solche pfeifenreihe nennt man Register, die vom Spieltisch aus mit entsprechenden Zügen ein- und ausgeschaltet werden können.

Die den Registern beigefügten Zahlen beziehen sich auf die Länge und damit auch auf die Tonhöhe der pfeifen. So hat beispielsweise das große C, die tiefste Pfeife des Prinzipal 8', eine Länge von acht Fuß = ca. 2,40 m. Die 4'-Register sind halb so lang und liegen eine Oktave höher, die 16'-Register eine Oktave tiefer als die normale 8'Lage; die in ihrer Tonhöhe den Schwingungen eines Klaviers oder einer Violine entspricht. Aus den verschiedenen Fußtonlagen der Register erklärt sich der große Tonumfang der Orgel, den es in dieser Ausweitung bei keinem anderen Instrument gibt. Das „Rückgrat“ einer jeden Orgel bilden die Prinzipale (princeps = der Führer), die in den oberen Fußtonlagen auch Oktave genannt werden (Register 2,4,7,13,20). Sie haben einen besonders hohen Zinnanteil (75.%), nicht nur aus optischen, sondern auch aus klanglichen Gründen. Sie stehen meistens im Prospekt, d.h. der Schauseite der Orgel. '

In den beiden Pedaltürmen rechts und links im großen Prospekt der Orgel stehen die pfeifen des Pedalregisters Oktave 8' , in den mittleren Feldern der Prinzipal 8' des Hauptwerkes. Eine andere Funktion haben die Flötenstimmen (3,5,11,14,15,22), die weiter mensuriert und mit höherem Bleianteil als die Prinzipale gefertigt sind. Deshalb klingen sie grundtöniger, weicher und „flötiger“ als die Prinzipale.

Die Mixtur und das Scharff (8,17) sind die Klangkronen der Orgel. Sie verleihen ihr Brillanz und Silbrigkeit.

Bei den Registern 6 und 16 werden bestimmte Obertonreihen, die jeden natürlichen Ton - für uns unbewußt - begleiten, hörbar gemacht. Sie geben dem Klang der Orgel einen besonderen farblichen Reiz. Drei Register sind aus Holz gefertigt (1, 11 , 19) und ergeben einen dem Material entsprechenden typischen Klang. Erwähnung verdient noch die Gambe 8' (12), der einzige „Streicher“ der Orgel. Sie ist sehr eng mensuriert und ergibt einen fast unwirklichen, aetherischen Klang.

Eine grundsätzlich andere Tonerzeugung haben die sog. Zungenpfeifen. (9,18,23) Bei ihnen ist ein schwingendes Metallplättchen (= Zunge) das klangerzeugende Element. Häufig tragen diese Register Namen von Blasinstrumenten: Trompete, Posaune, Fagott, Oboe (franz. Hautbois), Schalmei etc. Die Zungenstimmen geben einer Orgel ihr typisches, eigenes Klangbild.

Das Schwellwerk ist in einem geschlossenen Schwellkasten untergebracht, der sich durch einen am Spieltisch befindlichen Tritt kontinuierlich schließen und öffnen läßt, um dadurch ein gleichmäßiges An- und Abschwellen zu erzielen. Vor allem zur Darstellung romantischer und französischer Orgelmusik ist ein Schwellwerk unentbehrlich.

Das Hauptwerk hat die zentrale und tragende Funktion der Orgel, das Pedal werk ist vor allem für die Führung der Baßstimme gedacht. Alle Manuale und das Pedal lassen sich untereinander ankoppeln (10,24,25), um dadurch den vollen Klang der Orgel, das Tutti, zu erreichen.“

Die „neue Orgel“ wird am 6.Dezember 1992 in der Meinolfus-Kirche geweiht

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